Wie Digital-Skills ins Unternehmen gelangen

In den letzten Blogeinträgen wurde immer wieder über die Veränderungen berichtet, die das digitale Zeitalter mit sich bringt. Die durchschlagende Veränderung bringt positive Entwicklungen, wie den Rückgang der „Gender Pay Gap“, mit sich (accenture, 2016). Es tut sich jedoch ein neuer Graben auf: Der sogenannte „Digital Talent Gap“ bringt den berüchtigten „War of Talents“ in den digitalen Bereich. Es werden wesentlich mehr IT-fokussierte Mitarbeiter nachgefragt, als derzeit auf dem Markt vorhanden sind (Capgemini, 2014). Zudem bewegen sich die IT-Talente der Gegenwart schnell in Richtung der Branchengrößen wie Google, Facebook oder auch Apple. Das kann zum einen daran liegen, dass viele Menschen sich kerngeschäftsbasierend bewerben. Die Spielesoftwarefirma EA wird sicher zu viele IT- und zu wenige reine Wirtschafts-Bewerbungen erhalten, während es bei der Commerzbank umgekehrt der Fall sein dürfte. Es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass der transformationale Führungsstil von Mark Zuckerberg und Co. eine attraktive Wirkung auf potenzielle Mitarbeiter haben kann.

Diese Woche möchten wir thematisieren, welche Auswirkungen der digitale Wandel auf die benötigten Kompetenzen in einem Unternehmen hat. Wie bereits beschrieben ist neben dem Besitz benötigter Kompetenzen ebenso wichtig, durch welche Mittel diese in die Unternehmen der Zukunft gebracht werden können. In diesem Beitrag sprechen wir über die Verantwortung des Schulwesens für die Talente der nächsten Jahre, über digitalkompetente Führungskräfte bis hin zum Kompetenzaufbau gegenwärtiger Mitarbeiter.

 

Digital Intelligence

Die Schulbildung ist ein wichtiger Pfeiler der Mitarbeiter der Zukunft. Hier sollten heute auch digitale Fähigkeiten nicht in den Hintergrund geraten. Zur Messbarkeit und Einteilung dient die sogenannte „Digital Intelligence“. In Anlehnung an den IQ wird diese auch DQ abgekürzt, ist im Gegensatz zu diesem jedoch eine sehr gut formbare Kompetenz (World Economic Forum, 2016). Grob unterschieden wird hier in drei Level:

Level 1 – Digital Citizenship
Dieses Level ist erreicht, wenn die Nutzung neuer Technologie und Medien sicher, verantwortungsvoll und effektiv genutzt und beherrscht wird. Eine Kompetenz, mit der Digital Natives langsam aufwachsen dürften.

Level 2 – Digital Creativity
In dieser nächsten Stufe ist der Nutzer nicht nur Empfänger, sondern erstellt auch selbst neue Inhalte und nutzt digitale Medien um seine Ideen umzusetzen. Dies kann über Youtube-Videos, eigens produzierte Flash-Spiele oder beispielsweise einen vorlesungsbegleitenden Blog geschehen.

Level 3 – Digital Enterpreneurship
Die letzte Stufe beschreibt die Nutzung digitaler Technologien, um größer angelegte Bedürfnisse zu befriedigen und neue Möglichkeiten zu schaffen. Am ehesten ist dies mit Startups im IT-Bereich zu vergleichen.

Wenngleich Level 3 ein sehr herausforderndes Ziel darstellt, so ist zumindest die erste und zweite Stufe für die Mitarbeiter der Zukunft von größter Bedeutung. Im Kontext dieser DQ-Skala sollten die nächsten Lehrpläne also auch die Lehre zur sicheren Nutzung und zum Erstellen eigener Inhalte vorsehen. Dies ist jedoch nicht zuletzt eine schwierige Aufgabe, da die heutigen Lehrkräfte selbst zu einem großen Teil nur geringe IT-Kenntnisse vorweisen. Wenngleich das Einlegen einer DVD wohl mittlerweile weniger Probleme darstellt, als noch zu unserer Schulzeit, dürfte der Wissensvorsprung der Schüler immer noch erheblich sein. Ein Erreichen dieses Ziels könnte sich also auf eine Zeit verschieben, in der heutige Studenten den Großteil der Lehrkräfte stellen und entsprechend befähigt sind, ihre Schüler in die digitale Welt zu führen.

 

Schließen der Digital Talent Gap

Wie im vorherigen Abschnitt beschrieben wird das Schulwesen noch einige Jahre brauchen, um digitalkompetente Absolventen im großen Umfang für den Arbeitsmarkt zu stellen. Heutige Unternehmen haben selbstredend nicht die Zeit, derartige Umstrukturierungen abzuwarten, sondern müssen sich den heutigen Herausforderungen so schnell wie möglich stellen. Wie also gehen aktuelle Global Player mit dem Mangel an IT-Talenten um?

In der jüngeren Vergangenheit zeigte sich, dass gerade die Skills Cloud Computing, Social Media, Mobile Devices und Big Data bei Unternehmen zunehmend gefragt sind, um den Erwartungen des Marktes schnell gerecht zu werden. Hierzu stellten sich zwei dominante Strategien heraus, den Fachkräftemangel schnell zu beheben: Die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und die Nutzung von Start-Up-Potenzial (Capgemini, 2014).

Zusammenarbeit
Diese Strategie zielte darauf ab, entweder eine Partnerschaft mit einem IT-affinen Unternehmen einzugehen und sich in drängenden Problemgebieten auszutauschen oder durch einen Mitarbeiteraustausch eine Kompetenzerweiterung in beiden Firmen zu ermöglichen. Wie eingangs erwähnt haben auch IT-Unternehmen Kompetenzlücken in anderen Bereichen, wie beispielsweise Consumer Goods. Hier kann eine Zusammenarbeit beidseitig hilfreich sein.

Start-Up-Nutzung
Eine ebenfalls weit verbreitete Strategie, die gezielt nach Mitarbeitern mit einem Level-3-DQ suchen lässt. Dabei werden die jeweiligen Talente nicht abgeworben sondern ihr Unternehmen insgesamt aufgekauft um die Kompetenzen in die eigene Firma zu übertragen. Alternativ stellen sich einige Global Player auch als Start-Up-Inkubatoren zur Verfügung. Sie unterstützen Neugründer finanziell und informationell und erhoffen sich dabei ebenfalls einen Austausch der Kompetenzen ähnlich wie bei der herkömmlichen Zusammenarbeit.

 

Der CDO

Die bisher genannten Möglichkeiten zielten immer darauf ab, IT-Kompetenz von außerhalb in das Unternehmen zu bringen. Dies mag eine wesentlich schnellere Variante als der eigene Aufbau sein, macht aber mittel- und langfristig von anderen Unternehmen abhängig und ist damit keine zukunftsfähige Strategie sondern nur eine Übergangslösung. Um die benötigten Skills in der eigenen Firma zu fördern, spielen selbstredend die Führungskräfte eine entscheidende Rolle. Im Zuge der „Digitalen Revolution“ wird auch immer öfter von einem CDO, einem Chief Digital Officer, gesprochen. Die Unternehmen stehen – ähnlich wie Schulen – vor dem Problem, dass die mit der Führung beauftragten Personen oft selbst keine Digitalexperten sind. Dies ist aber ein kritischer Faktor, um einen solchen Wandel erfolgreich zu bestreiten. Der CDO als dedizierter Entscheider für IT-Themen könnte hier den der Altersstruktur geschuldeten Kompetenzlücken in der Führungsriege entgegenwirken. Die folgenden sechs Fähigkeiten sind für einen CDO wichtig (Cribb, 2015):

  • Digital Leadership: Der CDO muss einen intrinsisch motivierten Forschergeist besitzen und immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten sein, das Unternehmen zu revolutionieren
  • Gedankliche Flexibilität: Es werden ständige Paradigmenwechsel auf den CDO zukommen
  • Datenverständnis: Das Thema Big Data darf nicht nur den Mitarbeitern überlassen werden. Der CDO muss eine strukturierte Datenerfassung etablieren, Zusammenhänge und Implikationen auslesen können
  • „Spirit“: Nur eine echte, transformationale Führungskraft mit gelebter Leidenschaft kann Digitaltalente langfristig halten und motivieren
  • Überzeugungskraft: Der CDO wird sich oft gegen die Vorbehalte der anderen Führungskräfte und Mitarbeiter durchsetzen müssen, um die nötigen Veränderungen voranzutreiben
  • Mut: Die Outcomes der Veränderungen sind nicht immer klar und durch die Schnelllebigkeit können einzelne Projekte schon während der Umsetzung veraltet sein. Der CDO muss mit diesem Risiko umgehen können.

 

Der CDO hat also eine herausfordernde Aufgabe zu erledigen, ist aber für den langfristigen, digitalen Wandel in den nächsten Jahren unersetzbar. Doch wie sieht es aus, wenn Schulen nachgeholt haben? Wird der Großteil neuer Absolventen dann mit einem Level-2 DQ abschließen? Ist der CDO dann noch eine treibende oder eher eine koordinierende Kraft, die die vielen Ideen ihrer Mitarbeiter bündelt und auf Praktikabilität prüft? Wir sind auf eure Meinungen gespannt!

 

 

Accenture Pressemitteilung: Digitale Fähigkeiten beschleunigen Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Zuletzt abgerufen am 18.11.2016 unter https://www.accenture.com/de-de/company-news-release-digital-speed-capabilities-equality-workplace

Capgemini Consulting: “The digital gap” – Welche Fähigkeiten brauchen Mitarbeiter im digitalen Zeitalter?. Zuletzt abgerufen am 18.11.2016 unter https://www.de.capgemini-consulting.com/video/faehigkeiten-mitarbeiter-digitales-zeitalter

World Economic Forum. Yuhyun Park. 8 digital life skills all children need – and a plan for teaching them. Zuletzt abgerufen am 18.11.2016 unter https://www.weforum.org/agenda/2016/09/8-digital-life-skills-all-children-need-and-a-plan-for-teaching-them/

Cribb Dwight. Diese 6 Fähigkeiten braucht ein CDO. Zuletzt abgerufen am 18.11.2016 unter http://www.cio.de/a/diese-6-faehigkeiten-braucht-ein-cdo,3250376

7 Kommentare zu „Wie Digital-Skills ins Unternehmen gelangen

  1. Liebes Team,

    danke für euren Beitrag. Was ich sehr schön und auch interessant finde, sind die drei aufgelisteten Kompetenzlevel. Vor Allem denke ich, dass inzwischen jeder Studienabgänger mit neuen Technologien und Medien sicher umgehen kann. Das was Firmen vor Allem benötigen, beschreibt ihr darauffolgend in Level 2 und 3 – sei es hier vom Softwarearchitekten bis hin zum „Hardcore“-Programmierer. Ich selber studiere Wirtschaftsinformatik und merke immer wieder wie wenige weibliche Studierende dieser Studiengang aufweist. Als Erklärung werden oft überkommene Rollenklischees herangezogen. Die altmodische und naive Vorstellung etwa, dass Frauen beruflich ein weibliches Vorbild brauchen, um ihm nachzueifern. Hinzu kommen die Abbrecherquoten, die im Bachelorstudium bei über 50% lagen!!! Diese Ausgewogenheit zwischen der wachsenden Digitalisierung und der gleichbleibenden Anzahl an Studienabgänger ist einfach zu hoch. Meiner Meinung nach sollten hier vor Allem in Schulen Anreize geschaffen werden, um mehr junge Leute für die IT zu begeistern. Das es hier aber auch zu wenige Angebote gibt kann ich euch ebenfalls nur zustimmen. Die Politik sollte hier so schnell wie möglich reagieren!!

    Beste Grüße
    Ludwig Visi

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  2. Hello together!

    Ihr habt ganz toll spezifische Kompetenzen und Skills genannt, die im Zuge der Digitalisierung von Unternehmen häufig nachgefragt werden. Ich kann mich nur an Ludwig anschließen und sagen, dass ich die Aufteilung von den drei DQ Levels sehr spannend fand. Ich glaube durch diese Vorlesung komme ich eher auf Level 2, aber ich bin immer noch mit vielen Technologien, Plattformen und Applications sehr unsicher. Ich habe dieses Semester einen Excel Grundkurs gemacht. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, denn man immer wieder hört, wie häufig Excel in Unternehmen verwendet wird. In meinem Bachelor Studium in den USA war einen Excelkurs Pflicht für BWL Studenten….auch ein Information Technology Kurs, in dem wir u.a. über Big Data gesprochen haben, aber auch Tools wie Microsoft Access und Bloomberg Terminals gelernt haben. Da ich diesen Kurs im Bachelor hatte, war ich kein Level 0 Excel Benutzer, aber es gab tatsächlich Leute in dem Kurs, die Excel noch nie gesehen haben. Ich hoffe, dass langsam solche Kurse auch als Pflichtkomponente eines BWL Studiums (oder auch in anderen Studiengängen) gesehen werden. Also, nach dem Bachelor hätte ich mich nicht als Level 2 DQ geschätzt. Es würde mich interessieren zu sehen, wie ein BWL Studium an einer Fachhochschule aufgebaut ist- gibt es eher ein Fokus auf digitale Technologien, die man für den Beruf braucht? Ich habe so das Gefühl, dass alles auf uns fällt, uns selber zu informieren und mit neuen Technologien auseinanderzusetzen. Einerseits finde ich es gut, dass Menschen/Studenten selbst die Verantwortung übernehmen, sich auf die zukünftige Karriere vorzubereiten, aber andererseits glaube ich, dass Universitäten mehr praktische Möglichkeiten anbieten sollten.

    In Bezug auf den CDO hängt es meiner Meinung nach von dem Unternehmen ab – und wie stark digitalisiert das Unternehmen ist. In Unternehmen, die vielleicht „Digital Stragglers“ sind, muss der CDO eine treibende Funktion übernehmen. Die weniger digitally ready Mitarbeiter müssten motiviert und von der Digitalisierung überzeugt werden. Dahnigegen würde ich behaupten, dass der CDO in einem Unternehmen wie z.B. Apple oder Google eine koordinierende Funktion hätte. Wie ihr gesagt habt, finde ich es aber auch sehr wichtig, dass der CDO selber Digital Skills und Kompetenzen hat! Der CDO muss ein Vorbild sein für das ganze Unternehmen.

    Ich bin auf die kommenden Jahre gespannt. Ich habe ein bisschen Angst, dass ich in Bezug auf Digital Skills viel nachholen muss, um Erfolg auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Hoffentlich bin ich nicht der Einzige, der sowas denkt? Ein Blog ist vielleicht ein guter Anfang!

    Have a great weekend,
    Andrew

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  3. Hallo alle zusammen,
    nein Andrew, du bist nicht der Einzige der Angst davor hat im späteren Berufsleben noch Lücken im Bereich der Digital Skills zu haben  ! Mir geht es ganz genauso.
    Ich schließe mich daher der Meinung von Ludwig und Andrew an. Ich glaube, dass das Bildungssystem radikal geändert werden muss um die neuen Generationen der sogenannten „digital natives“ auch wirklich auf das Arbeitsleben vorzubereiten. Alle reden immer davon, dass die „jungen Leute“ ja sowieso mit Technik umgehen können – aber ich glaube, dass das Vertrauen in die technischen Kompetenzen der jüngeren Generation in dieser Hinsicht etwas zu allgemein zusammen gefasst und überschätzt wird. Man sollte unterscheiden, ob eine Person mit einem Ipad / Smartphone / Laptop Apps wie Facebook oder Instagram bedienen kann, oder ob diese Person auch in der Lage ist mit komplexen IT Programmen die für die Arbeitswelt nützlich sind umzugehen. Und ob diese Personen dann auch noch innovative Ideen und Selbstständiges Handeln mit bringen, ist nochmal ein ganz anderes Thema. Ich will damit sagen: nur weil jemand mit einem Smartphone groß geworden ist, heißt das noch lange nicht, dass er IT Kompetenzen hat. Und genau hier liegt die Verantwortung in der Bildungspolitik – es muss dafür gesorgt werden, dass die Kinder und Jugendlichen auch wertvolle Kompetenzen für die Arbeitswelt erlernen – es sollte zum Beispiel kein Abiturient aus der Schule kommen ohne sicher mit Excel, Powerpoint und Word umgehen zu können. Dies ist aber derzeit noch vielerorts der Fall.

    Oder wie seht ihr das?

    Bin gespannt, viele Grüße

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    1. Vielen Dank für eure Kommentare!

      Was Fachhochschulen angeht ist die Anzahl der Module, in denen Programme wie Excel etc. im Zentrum stehen, höher als dies hier an der Uni Passau ist. Nichts desto trotz lässt es sich durch „geschickte“ Modulwahl auch hier umschiffen, sich diese Kenntnisse anzueignen. Eine Garantie gibt es also nirgends.

      Der DQ von 1 ist wohl etwas, was den Digital Natives fast buchstäblich in die Wiege gelegt worden sein wird. Das beinhaltet selbstredend nicht, dass jede(r) Zehnjährige sicher mit Excel umgehen kann. Letztendlich ist der DQ 1 etwas, das das Erlernen der nötigen Programme aber erheblich erleichtert. Ihr habt sicher bei euren Eltern oder Großeltern feststellen können, dass ihnen das lernen eines Programms ungleich schwerer fällt als einer Person, die mit Computern aufgewachsen ist. Hier zeigt sich der maßgebliche Unterschied.
      Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Schüler bereits mit den nötigen Programmen umgehen könnten, wenn sie aus der Schule kommen. Letztendlich ist die Softwarewelt jedoch sehr zerklüftet. Das könnte in den nächsten Jahren noch stärker der Fall sein. Während Excel und Word heute noch zum Standardrepertoire zählen dürften muss das in der Zukunft nicht der Fall sein. Ganz abgesehen davon, dass verschiedene Unternehmen ohnehin sehr oft hauseigene Softwarelösungen einsetzen.

      Letztendlich ist die Kompetenz des Erlernens der Software also um einiges wertvoller als die Kenntniss eines bestimmten Programmes. Während letzteres also eine zu begrüßende Nebenaufgabe des Schulwesens ist, sieht es keinesfalls so aus, als könnten Lehrkräfte oder auch Universitäten ihre Schüler/Studenten in dieser Hinsicht auf die Anforderungen der Unternehmenswelt vollumfänglich vorbereiten.

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  4. Hallo Bert und auch nochmal hallo an alle Anderen,
    das ist ein sehr gutes Argument Bert. Es stimmt auf jeden Fall, dass „digital natives“ sich mit Sicherheit fremde Programme und IT Kenntnisse schneller aneignen können, als beispielsweiße mein Opa. Es stimmt natürlich auch, dass sich die Programme und die Softwarewelt dauernd weiter entwickeln und ändern. Allerdings würde ich die Pflicht des Bildungssystems aufgrund dieser Argumente trotzdem nicht ganz so weit wegwerfen.
    Ich bin weiterhin der Meinung, dass es sehr wichtig ist, bereits in der Schule die Grundkenntnisse von den elementaren Programmen wie Excel, Word und PowerPoint sinnvoll zu vermitteln. Alleine schon den Schüler zu liebe um ihnen den Start in die Universität oder in einer Ausbildung zu erleichtern. Schaden wird es Ihnen als Referenz in Ihrem Lebenslauf auf keinen Fall. Sowohl Unternehmen als auch Universitäten werden dankbar sein, wenn sie Schulabgänger begrüßen dürfen, die wenigstens über Basiskenntnissen und das nötige Handwerkszeug verfügen, um im Alltag in Unternehmen und Universitäten zu bestehen. Das spart zum einen Weiterbildungskosten, zum anderen Zeit (von der wir in der digitalen Welt ja sowieso gefühlt immer zu wenig haben).
    Zum Anderen sollten die Schulen neben der fachlichen Komponente auch den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Ressourcen lehren. Es geht hier auch darum, welche Risiken von preisgegeben Daten im Netz ausgehen, es geht um die ethische Komponente die man bei Schülern sehr wohl noch thematisieren muss – welche Konsequenzen und Gefahren von unüberlegtem Umgang mit Smartphones, Apps und Videos im Netz ausgehen. Außerdem darf man nicht vergessen, dass in der Jugendforschung und der Hirnforschung der überflüssige Konsum von Smartphones und Tablets bei Jugendlichen stark diskutiert wird. Es gibt einige Stimmen, die den Gebrauch von Smartphones erst ab 16 Jahren empfehlen – über die Risiken sollte ebenfalls durch das Bildungssystem informiert werden. Versteht mich nicht falsch, ich bin keinesfalls dafür Smartphones oder Computer aus Kinder – & Jugendlichenhänden zu verbannen. Ich meine damit nur, dass dieser Konsum in Maßen und vor allem mit Sinn erfolgen sollte. Dies ist elementar für die Gesundheit der Generationen, die unsere Zukunft verantworten werden. Und da eben nicht jedes Elternhaus dieser Aufgabe gewachsen ist, muss dies dringend von der Bildungspolitik übernommen werden.

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    1. Es stellt sich nun einmal die Frage, ob die Microsoft Office-Suite auch in Zukunft das Grundhandwerkszeug für den Berufseinstieg sein wird. Konkrete Programme lernen ist natürlich immer etwas Fehleranfällig sobald diese Produkte nicht mehr genutzt werden. Dass Microsoft nicht mehr der Platzhirsch ist, der es mal war, zeigt sich ja recht deutlich.
      An für sich bin ich da aber deiner Meinung. Selbst wenn das gelernte Programm nie zum Einsatz kommt hat man trotzdem seine Erfahrungen mit dem Lernen eines Programms an sich gemacht und das nimmt einem niemand mehr weg 😉

      Der zweite Teil deines Kommentares ist sehr gut. Hier richtest du eben das Spotlight darauf, dass zu einem guten DQ nicht nur die Anwendungsfähigkeit gehört, sondern auch der bewusste Umgang damit was Datenpreisgabe etc. angeht. Hier ist die Schule auf jeden Fall in der Pflicht. Ohne dieses Zusatzwissen – dass gerade Digital Natives fehlen dürfte – ist nicht von einem verantwortungsbewussten Umgang auszugehen.

      Was Konsequenzen und Gefahren angeht bin ich immer etwas skeptisch. In jeder Revolution, in der neue Dinge an Kinder herangeführt wurden, kam es zu einer Verteufelung. Seien es nun Comics, Kinofilme, das Fernsehen, der Computer, dann das Internet und jetzt eben das Smartphone. Im Nachhinein entpuppen sich diese Ängste doch meist als weit übertrieben und sobald die erste Generation Digital Natives in den entsprechenden Positionen angekommen ist wird auch niemand mehr darüber reden. Wir sehen das momentan ganz gut bei Computerspielen. Diese wurden noch vor wenigen Jahren von der sich jetzt gegen Flüchtlingsstigmatisierung einsetzende Anja Reschke in Panorama für Amokläufe verantwortlich gemacht. Vor kurzem gab es eine Reportage auf den Öffentlich-Rechtlichen, die sich für die damalige Hysterie entschuldigt.

      Ich denke so etwas ähnliches werden wir auch hier wieder erleben. Gleichwohl sollte man natürlich nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt gehen.

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  5. Liebes Organisation1216-Team,

    vielen Dank für euren interessanten Beitrag. Insbesondere die Ausführungen zur Digital Intelligence und zum CDO fand ich sehr lehrreich.

    Wie die vorherige Diskussion bereits erahnen lässt, fühlen sich auch einige von uns nicht mit den essentiellen Skills ausgestattet, die in digitalen Organisationen zukunftsfähig sind und sehen die Verantwortlichkeit im Bildungsbereich. Diesen Ansatz kann ich gut nachvollziehen und denke ebenfalls, dass erste Grundlagen in der Schule gelegt werden müssen. Auch ich hätte in der 10.Klasse Informatik belegen können. Leider musste ich mich zwischen Informatik und dem Lernen einer weiteren Fremdsprache entscheiden. Auf diese Weise werden in der Schule bereits erste Entscheidungen getroffen, die unter Umständen den weiteren Lebensweg nachhaltig beeinflussen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Verantwortung nicht allein im Bildungssystem liegen kann, denn sonst müssten andere Lehrbereiche zurückgeschraubt werden, was meines Erachtens der falsche Weg wäre. Schließlich sollte Bildung in der Schule generalistisch angelegt sein. Wie stellt ihr euch denn die konkrete Umsetzung vor?
    Ich finde bspw. ein Grundlagenmodul „Einführung in die Wirtschaftsinformatik“ sollte im BWL-Studium verpflichtend sein. Auf diese Weise werden wichtige zukunftsfähige Kompetenzen in diesem Bereich vermittelt.

    Neben den genannten Kompetenzen halte ich Anpassungsfähigkeit, interkulturelle Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit und Zeitmanagement für zukunftsfähige Kompetenzen in digitalen Organisationen. Letztlich ist auch Erholungskompetenz entscheidend in Zeiten ständiger Erreichbarkeit.

    Beste Grüße,
    Franziska

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